Nach über vier Jahren ist der im Nachtlebenkonzept der Stadt Bern vorgesehene Jugendclub immer noch nicht Realität, jetzt kommen Einsprachen hinzu. Wie sieht die Situation für Jugendliche in der Stadt Bern aus? Was muss getan werden?
Bestehende Freiräume, etwa der Vorplatz und die Reitschule sind zeitweise Brennpunkte, die nicht allen Jugendlichen behagen. Fehlt es in der Stadt Bern an Freiräume für Jugendliche? Oder gibt es genügend Angebote? Wo sind die zu finden? Und falls die Freiräume Ihrer Meinung nach fehlen: Wie könnten sie geschaffen werden? Wie können dabei Konflikte zwischen engagierte Jugendlichen und Anwohnern vermieden werden?
Was meinen Sie:
Top-Beitrag:
Anhand der «Tankere» lässt sich gut aufzeigen, wie wenig «Freiraum» Jugendlichen zugestanden wird. Trotz grossem Engagement der Jugendlichen und unzähligen Stunden der Vorbereitung scheint eine Nutzung mit realistischen Auflagen an diesem Ort nicht mehr möglich.
Mit Besorgnis beobachtet die offene Jugendarbeit der Stadt Bern (toj) eine Tendenz, Jugendliche aus dem Stadtbild und dem öffentlichen Raum zu verdrängen. Die überzeichnete Darstellung von Einzelsituationen trägt dazu bei, dass Jugendliche hauptsächlich als Verursacher von Lärm und Vandalismus wahrgenommen werden. Der Grund für den Druck auf öffentliche Orte in der Innenstadt, lässt sich zum Teil auch auf unattraktive und fehlende Begegnungsorte in den Wohnquartieren zurückführen.
Aus Sicht der Jugendarbeit trägt das Zusammensein unter Gleichaltrigen und das gemeinsame Beleben des öffentlichen Raumes viel zu einer guten und gesunden Entwicklung von Jugendlichen bei. Die Stadt mit ihren öffentlichen Plätzen und Pärken, Nischen und Gassen ist ein wichtiger Lernort für Jugendliche. Hier wollen sie wahrgenommen, sich als Teil der Gesellschaft erfahren und ernstgenommen werden. Dass ihr Auftritt nicht immer den Vorstellungen der gesetzteren Generationen entsprechen, ist ein zeitloses und bekanntes Phänomen.
Die offene Jugendarbeit vertritt folgende Standpunkte:
Es soll nicht darüber spekuliert werden, was Jugendliche wünschen und brauchen. Sie sollen ihre Anliegen selber vertreten können und ihre Vorstellungen Kund tun.
Lösungsansätze:
Die Vorgaben bezüglich Zugängen zu Zwischennutzungen von leerstehenden Räumen und Gebäuden zur Nutzung durch Jugendliche sollen vereinfacht werden.
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Dank S-Bahn, Moonliner, Gleis7 und liberalen Eltern schwärmt am Wochenende die Jugend der ganzen Agglomeration zwischen Münsingen, Lyss und Schwarzenburg nach Bern und darf ohne soziale Kontrolle bis am Morgen früh Party machen. Auch hier übernimmt die Stadt Bern Zentrumslasten. Es braucht nicht ein neues Angebot im Zentrum, sondern Viele in den Quartieren und in den Agglomerationsgemeinden, welche ihre Verantwortung wahrnehmen sollten.
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Liebe Pusher von immer mehr Freiräumen: Ich bin ein solcher 68er und heute in Pension und ein guter Steuerzahler. Wenn ich diesen Artikel lese wird mir fast übel. Sprayereien sollen nun sogar Kunst sein, statt Beschädigung von privatem oder öffentlichen Eigentum. Als ich etwa 18 war hatte es in Bern, die Glocke, das Amtshaus, die Tanzdiele und später den Gaskessel, paar Kellergewölbe und das war es dann so ungefähr mit dem «öffentlichen Raum» für Junge.
Heute wird – es ist unglaublich – jedes Gebäude das frei wird, sofort von der Jugend/für die Jugend beansprucht. Diese haben heute so viele Freiräume, wie nie jemals zuvor. Diese werden nicht etwa gepflegt und man hält Ordnung, nein das Gegenteil ist der Fall. Immer neu Forderungen tauchen auf, Ausgangslokale bis um 5 Uhr früh, saufen, Drogen, Lärmen, Abfall liegen lassen, urinieren usw usw. Auch die Verwaltung loben Sie, ist wohl loglisch, ich gehe davon aus, dass diese mehrheitlich links besetzt ist.
Die Jungen haben in den Jahren die Reitschule, der alte Gymer, die Feuerwehrkaserne und nun auch die Nägeligasse dazugewonnen. Was wollen Sie eigentlich noch mehr? Diese Forderungen werden von Jungen (StudentInnen) gestellt, welche noch nie im Leben 1 Fr. Steuern bezahlt haben. Anstatt dass diese Gebäude kommerziellen Zwecken zugeführt/verkauft werden landen sie alle in der alternativen Szene. Noch was: Meine Partnerin hat grosse Angst Abends in die Stadt zu gehen. Überall stehen am/im Bahnhof bedrohliche dunkle Gestalten herum (auch beim neuen Coop bei der Welle).
[…gekürzt, bitte verzichten Sie auf pauschale Unterstellungen. Die Redaktion]
Auch TOJ bietet ja eine ganze Reihe von Möglichkeiten an. Ich darf wohl ausgehen, dass auch ihre Organisation und ihr Lohn vom Steuerzahler berappt wird.
Mit freundlichen Bezahleresel-Grüssen.
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Für Jugendliche (14-18 J.) fehlt es in Bern an Kulturlokalen. Ich bin in den 1980er Jahren in Luzern aufgewachsen. Wir hatten eine tolle Auswahl an solchen Orten: Schüür, Wärchhof, Boa u.a. Da konnte man einfach hingehen und Freunde treffen oder für 10.- Eintritt an ein Konzert (zB Züri West) oder es war Disco. Ich höre hier in Bern von Jugendlichen, dass sie sowas vermissen. Solche Begegnungsorte sind enorm wichtig. Und zwar nicht in der Peripherie, damit es keinesfalls jemanden stört, sondern in den Stadtquartieren.
Die jungen Erwachsenen haben es einfacher: Dampfzentrale, Bierhübeli, Turnhalle, ISC oder natürlich die Reitschule. Aktuell ist der Eintritt bei diesen Lokalen i.d.R. ab 18 J. möglich. Vielleicht könnten sich diese Orte vermehrt den Jugendlichen gegenüber öffnen. Parallel ist auch die Stadt gefordert, indem sie nicht-kommerzielle Kulturlokale für Jugendliche schafft.
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Auch wenn das Projekt «Tankere» noch gelingen sollte, es wird wohl nicht lange Bestand haben. Sobald die jetzigen Idealisten und Freiwilligen andere Interessen haben (bedingt durch Ausbildung, Wohnort, Familie usw.), bricht es wieder zusammen.
Welche Jugend-Kulturorte sind denn die beständigsten in Bern, und waseliwas ist all ihnen gemeinsam? Sie entstanden und wuchsen aus einer Bewegung heraus, nicht aus einem Spleen oder einer beliebig kopierbaren Kommerz-Idee mit harten Randbedingungen an Bau-, Gewerbe oder Lärmvorschriften: Gaskessel, Dampfzentrale, Reithalle, ISC etc.
Jugendkultur lässt sich nicht planen. Sie muss wachsen und braucht dazu auch geometrische Freiräume.
Apropos Freiräume: Die sagenhaft «effiziente», grün getarnte (aber immer noch stockkapitalistische) Wachstumslogik der «Siedlungsverdichtung nach innen» wird solche Freiräume mehr und mehr zum Verschwinden bringen!
Dass nun wegen Wohnungsplänen tatsächlich über eine «Verschiebung» des Gaskessels sinniert wird, lässt jeden Realitätsbezug heutiger Politik vermissen.
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Es braucht keinen neuen Freiraum für Jugendliche, es braucht allgemein einen anderen Umgang mit dem Leben in der Stadt. Bern – ein Ort, der dem Kapitalismus dient. Ruhe und Entspannung nur dort, wo auch etwas gekauft wird. Das ist der Punkt.
Es gibt vielleicht das Marzili, den Kocherpark, den Bahnhofsvorplatz (haha), die grosse und kleine Schanze – aber die sind nicht ganzjährig besuchbar und der Rasen über dem Bahnhof wird (oder wurde) regelmässig mit diesem ach so tollen Kino und der überteuerten Beach-Bar besetzt. Nicht mal Zürich ist so schlimm.
Konsumbefreit und relativ gut auf die jugendliche Stimmung abgestimmt ist der Ort um die Reitschule. Man kann dort in Ruhe draussen (oder auch «überdacht») sitzen ohne gleich weggeschickt zu werden und – kaum vorstellbar – auch sein mitgebrachtes Bier dort konsumieren. Den Vorplatz und die Reitschule daher immer wieder als «Schandfleck von Bern» zu bezeichnen ist einerseits völlig falsch und andererseits wenig hilfreich. Dieser Ort ist momentan mehr oder weniger der einzige Platz in Bern, an dem sich Jugendliche ungestört treffen können.
Die unnötige Schützenmatte könnte sehr gut aufgelöst und an den Vorplatz angeschlossen als Jugendtreff umfunktioniert werden. Würde auch Sinn machen wenn sich ohnehin das halbe junge Bern dort trifft.
Die Alternative wäre ja die Hürden für die Eröffnung von entsprechenden Lokalen zu senken und sich nicht auf wahnwitzige Bauvorschriften zu berufen – soweit wird es aber natürlich nicht kommen. Und was das Bashing der SVP angeht: Wenn die Halle geschlossen wird, wird sich ihr Klientel ganz einfach an einem anderen Ort konzentrieren: «Linke Jugendliche, ab sofort auch in Ihrem Garten!»
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Lasst doch mal die Jugend mitreden bei der Bedürfnisanalyse.
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Als 22-jähriger regelmässiger Reitschul- und Vorplatzbesucher habe ich keine Ahnung, wer diesen Jugendclub besuchen soll. Man kann nicht einfach etwas für «die Jugend» machen – die Interessen und Ausgangs-Bedürfnisse von verschiedenen Jugendgruppen unterscheiden sich massiv.
Mit den Leuten, die am Wochenende vor dem Düdü, Bonsi oder sogar Wankdorf-Club (gibts den überhaupt noch?) rumhängen, habe ich absolut null gemeinsam – und unsere Vorstellungen von Unterhaltung gehen diametral auseinander. Ich kann mir also beim besten Willen nicht vorstellen, mit solchem Publikum einen Jugendclub zu besuchen und alle sind zufrieden.
Zudem ich gar nicht weiss, wie der dann aussehen soll! Gibt da Sitzplätze draussen (hoffentlich, das wär sonst ganz schitter und sowieso gestorben – was wahrscheinlich der Fall ist)? Gibt es Tische, wie im Sous-le-pont? Oder eine Bar? Gibts so eine Tanzfläche wie in einem Club, oder ist es mehr so ein Raum zum rumstehen wie der Vorplatz? Ich habe keinen Dunst. Ich befürchte so einen mühsam gekünstelt-angestrengten Jugendraum…
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Es gibt die Reitschule, dann die Dampfzentrale, den Gaskessel, den ISC, dazu eine Vielzahl von Clubs und Bars.
Jede Generation möchte dann noch ein weiteres Lokal dazu haben und es fragt sich schon, ob ein solches Angebot wirklich nötig ist.
Ich würde dafür plädieren, die Reitschule zu schliessen und auf der Allmend eine Ausgangsmeile zu errichten. Dort stört es es nicht, da ohnehin der ganze Lärm der Strasen, Autobahn, Fussball- und Eishockey-Stadien herrscht.
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Ausgangsmeilen lassen sich nicht verpflanzen oder am Reissbrett entwerfen, sie entstehen und wachsen dort, wo es passt.
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Ich finde es lustig, dass sich Leute in der ultra-linken Stadt Bern (vorallem im Altenberg wohnen viele Linke Wähler) über Lärm, der noch gar nicht vorhanden ist und notabene von einem städtischen Jugendtreff stammen würde, beklagt. Die Anzahl der Einsprachen ist ja sehr hoch, dieselben Leuten stören sich aber keinesweg am Lärm der Reithalle. Ich habe jedenfalls noch nie etwas gelesen, dass der Altenbergleist gegen Lärm der Reithalle vorgeht.
Es bestätigt meinen Eindruck: Die Linken fordern immer die Toleranz bei den Anderen ein. Selber haben die Linken keine Toleranz, wenn es nicht nach der sturen Linken Ideologie geht! Widersprüchlicher gehts nicht mehr!
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Guten Tag Herr Müller, besten Dank für Ihren Beitrag. Zum Beispiel hier lesen Sie mehr über die Bemühungen des Altenberg-Leistes gegen den Lärm von Seiten der Reitschule: Reitschul-Vorplatz: Lärm ohne Ende
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Danke. Habe den Bericht gelesen, aber es hat ja nichts gebracht. Obwohl die Reithalle sicher ein mehrfaches an Lärm produziert als der Jugendtreff Tankere – wenn er theoretisch in Betrieb wäre – und auch viel mehr Probleme macht, schiesst man aus dem Altenberg mit Kanonen auf Spatzen! Weil gegen den Jugentreff kann man ja massiv vorgehen, gegen die von der Stadt protégierte IKUR und Reithalle passiert eh nichts. Also geht man auf den Schwächeren los. Da kann ich nur den Kopf schütteln! Vorallem weil sicher die gleichen Menschen sich über die heutige Jugend beschweren!
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Top-Beitrag:
Zuerst folgendes: Ja, es braucht unbedingt einen Begegnungsort für Jugendliche, die nicht vor der Reithalle rumhängen wollen, und zwar bald.
Der geplante Klub geht in die richtige Richtung. Aber: Es muss unbedingt ein Ort sein, wo die Besucher auch draussen verweilen und es lustig haben dürfen – wer will schöne Sommerabende schon drinnen verbringen? Der Klub wird quasi in Konkurrenz zum Vorplatz stehen, wo man mehr oder weniger tun kann, was und wann man will.
Am vorgesehenen Standort ist das offensichtlich nicht möglich wegen der hypersensiblen Nachbarn, die erstmal das Projekt verzögern werden, bis die Initianten alt und grau sind, und wenn der Klub doch mal in Betrieb geht werden sie regelmässig die Polizei rufen, sofern überhaupt jemand Lust hat, die Oase der Ruhe zu besuchen.
Ich denke, man sollte sich nach einem besseren Standort umsehen – der Klügere gibt nach. Leider hat man es verpasst, sich die Disco in der Grossen Schanze zu schnappen, als die Gelegenheit da war. Aber in der Aarbergergasse zum Beispiel wird demnächst ein Kino geschlossen, und die Gasse ist sich ein lebendiges Nachtleben gewohnt. Warum nicht die untauglichen Gebäude vermieten und das Geld dann für’s Kino City (oder das Splendid) verwenden?
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Als Anwohnerin muss ich der Aussage wiedersprechen «immer wieder den Kontakt» gesucht. Es waren 3-4 Mal, nachdem das Projekt bereits fertig war. Zudem wurde der Info-Ort bei der ersten Sitzung kurzfristig verschoben, dass Interessierte den Ort nicht finden konnten, da dieser nicht signalisiert würde.
Bezüglich Zugang Nägeligssse, wusste auf genau diese Frage die Informierenden nicht wieviele Parteien dort wohnen. Ein Teilnehmer hat dann mit den Telefoneintragungen vier Parteien gefunden.
Als unmittelbare vis-a-vis Wohnerin finde ich das ganze Projekt unglücklich und ohne effektive Mitsprache der Umgebenden gemacht. Die besagte Sprecherin war nie an einer Veranstaltung dabei.
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